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Das Herscheid-Lexikon | |||||||||||||||||||||||||||
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Quelle: Einwohnerbuch des Kreises Altena 1931/1932
Das Amt Herscheid umfasst einen Gesamtflächeninhalt von 5.758 ha,
davon 3.250 ha Wald, 1.433 ha Ackerland, 992 ha Wiesen, 75 ha
Haus- und Hofräume sowie Gartenland.
Geschichtliche Ereignisse aus dem Amt datieren bis in die Zeit der
Römerherrschaft zurück. Um die Wende des ersten Jahrhunderts hatten
die Angrivarier oder Engern hier ihren Wohnsitz. Den Ampsivariern, ein
Zweig dieses Volkes, die im Lenne- und Volmetal angesiedelt waren,
schreibt man die Gründung der Orte zu, deren Namen auf "ohl" und
"scheid" enden. Demnach wäre das Dorf Herscheid schon eine recht alte
Ansiedlung.
. . .
Die geringen Erträge, die Ackerbau und Viehzucht den Bewohnern boten,
veranlassten sie schon früh zur Gewerbetätigkeit. Man nimmt an,
dass Deutzer Mönche ums Jahr 1003 die Osemundschmiederei in
Angriff nahmen und diese Art gewerblicher Tätigkeit von Haus Rhade an
der Volme nach Herscheid brachten.
Der Holzreichtum der Wälder und die zahlreich vorhandenen Bäche mit
ihrem Gefälle ließen die Osemundindustrie in den kommenden Jahrhunderten
emporblühen. 1552 sollen in der Gemeinde Herscheid 13 Osemundstätten
in Betrieb gewesen sein. Durch die Entdeckung neuer Verfahren in der
Eisenverarbeitung war die Osemundindustrie einem langsamen Untergange
geweiht. Zahlreiche Hämmer finden sich heute noch in den Tälern des
Amtes. Zum Teil sind sie umgebaut als Breite- und Reckhämmer in Gebrauch.
Neben Eisen schürfte man in früherer Zeit Kupfer, Blei und Silber. Die
Bergbautätigkeit erstreckte sich ferner auf die Ausbeutung von Kalk,
Grauwacke, Schiefer und Schwerspat.
Quelle: Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid,
P. D. Frommann, 1927, S. 158
Das Amt Herscheid
1832 bekam Herscheid Postwagen-Verbindung mit Plettenberg und
Lüdenscheid, 1842-1845 eine "chaussierte" Straße nach diesen
Städten, nach 1871 eine Personenpost dorthin, und am 8. Juli
1915 wurde der Eisenbahnbetrieb zwischen Herscheid und
Plettenberg-Eiringhausen eröffnet.
Die als Bußtage zur Erinnerung an das große Brandunglück im Jahre
1686 alljährlich mit Gottesdienst gefeierten "Brandtage" wurden
1845 abgeschafft. Da brach am 1. Mai 1862 eine neue verderbliche
Feuersbrunst im Dorfe aus. Starker Südostwind hatte große Dürre
verursacht. Ein Teil der Dorfbewohner war morgens mit den
Militärpflichtigen nach Plettenberg zur Musterung gegangen und
fast alle übrigen arbeiteten auf dem Felde, als plötzlich die
Kettenschmiede des Pet. Wilh. Bauckhage brannte.
Der Brand ist angeblich dadurch entstanden, dass ein unvorsichtiger
Gehülfe mit einem brennenden Strohwisch zu nah an das Strohdach kam.
Fast gleichzeitig fing auch das Haus "auf der Nacht" Feuer. Weil es
an Menschen und Wasser fehlte, so war an Löschen kaum zu denken.
Jeder rettete, was er konnte, zuerst das Vieh. Trotzdem verbrannten
[dem] Kaspar Schmalenbach in Selters Hause 4 Kühe und 1 Rind,
Hüttebräucker im Langenhaus 1 Kuh und anderen Ziegen und Schweine.
Innerhalb 20 bis 25 Minuten waren 36 Wohnhäuser, darunter auch die Schule,
16 Nebengebäude niedergebrannt. Ein Menschenleben fiel dem Feuer zum
Opfer; das herabfallende brennende Strohdach des Hauses "auf der Nacht"
verschüttete die darin wohnende fünfzigjährige Wilhelmine Stamm.
58849 Herscheid, Tel.: 02357/903090, E-Mail: webmaster@herscheid-lexikon.de
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